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Volle Freiheit, aber volles Risiko: Die eigene Praxis

Auch wenn für viele junge Mediziner zunächst eine Laufbahn im Krankenhaus sehr attraktiv erscheint: Denk am besten frühzeitig darüber nach, ob du dir grundsätzlich vorstellen kannst, dich mit einer eigenen Praxis niederzulassen. Dafür musst du dir eigentlich vor allem über zwei Fragen klar werden: Möchtest du gerne dein eigener Chef sein? Und: Bist du bereit, zu investieren und das finanzielle Risiko einer eigenen Praxis zu tragen? Gerade der letzte Punkt klingt erst einmal beängstigend, aber die Erfahrung zeigt: Die meisten Praxen – egal, ob Hausarzt oder Facharzt – stehen finanziell gut da und bieten für dich als Inhaber gute Verdienstmöglichkeiten. Das liegt natürlich auch am Ärztemangel, der sich in Zukunft noch verschärfen wird. Insofern sind die Perspektiven für niedergelassene Ärzte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hervorragend. Mit deiner eigenen Praxis profitierst du außerdem von zahlreichen Freiheiten, was Arbeitszeit und Praxisgestaltung angeht. Auch deine Mitarbeitenden kannst du dir selbst aussuchen. Andererseits bist du als Praxisinhaber auch für dein Personal verantwortlich – eine Aufgabe, die du im Angestelltenverhältnis nicht zusätzlich zu deinen medizinischen Tätigkeiten übernehmen musst.

Das sind einige Vor- und Nachteile einer Niederlassung:
Pro
•    Viele Freiheiten: Gestalte deine Arbeitsalltag so, wie du möchtest – inkl. inhaltlicher Schwerpunktsetzung
•    Attraktive Verdienstmöglichkeiten: Eine Niederlassung rechnet sich auch finanziell
•    Rosige Zukunftsaussichten: Der Ärztemangel spielt niedergelassenen Ärzten in die Karten
•    Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Bestimme deine Arbeitszeiten selbst und schaffe dir Freiräume für Familie
•    Keine Nacht- und Schichtdienste: Verlässliche Arbeitszeitplanung sorgt für eine gute Work-Life-Balance
•    Keine Residenzpflicht: In einem Ort leben, im anderen arbeiten – auch für Ärzte heute kein Problem mehr

Contra
•    Viel Verantwortung: Finanziell und personell (Mitarbeitende!)
•    Hohe Investition: Ggf. musst du vor dem Start in den Umbau der Praxis und in Inventar investieren
•    Wenig Austausch: Gerade in einer Einzelpraxis hast du wenig Kontakt zu anderen Ärzten
•    Viel Organisation: Zusätzlich zu deiner medizinischen Tätigkeit warten organisatorischen und buchhalterische Aufgaben auf dich
•    Regional gebunden: Hast du dich niedergelassen, ist es nicht mehr so leicht möglich, deinen Lebensmittelpunkt in eine andere Region zu verlegen

Finanzielle Sicherheit, aber wenig Gestaltungsspielraum: Angestellt im Krankenhaus
Die meisten jungen Ärzte zieht es nach dem Examen erst einmal ins Krankenhaus. Das ergibt aus vielerlei Gründen auch Sinn, schließlich kann man hier sehr viele verschiedene Erfahrungen sammeln und von erfahrenen Kollegen lernen. Viele schätzen auch die Flexibilität, schließlich ist es schnell und unkompliziert möglich, den Job zu wechseln und z. B. in eine andere Region umzuziehen. Wer Karriere machen möchte, ist im Krankenhaus langfristig ebenfalls gut aufgehoben. Den Vorteilen stehen aber auch einige Nachteile gegenüber. Hier sind vor allem die hohe Arbeitsbelastung und die wechselnden und schlecht planbaren Arbeitszeiten zu nennen. Nicht selten entscheiden Ärzte sich nach einigen Jahren deshalb für eine berufliche Option, die weniger Stress mit sich bringt.

Das sind einige Vor- und Nachteile einer angestellten Tätigkeit im Krankenhaus:
Pro
•    Finanzielle Sicherheit: Als Angestellter gehst du kein finanzielles Risiko ein und wirst im Normalfall nach Tarif (inkl. Zusatzleistungen) bezahlt
•    Volle Flexibilität: Du kannst dich jederzeit beruflich verändern, den Arbeitgeber wechseln oder in eine andere Region ziehen
•    Aufstiegsmöglichkeiten: Oberarzt, Leitender Oberarzt, Chefarzt – im Krankenhaus kannst du Karriere machen
•    Austausch mit Kollegen: Eine zweite Meinung einholen oder sich austauschen ist im Krankenhaus einfacher als in der Praxis

Contra
•    Schicht- und Nachtdienste: Wechselnde Arbeitszeiten erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben
•    Wenig Gestaltungsspielraum: Das betrifft Arbeitszeit und Arbeitsumfeld, aber auch Aufgaben
•    Hoher Zeitdruck/große Belastung: Personalmangel führt schnell zu Überlastung bei Klinikärzten

Der Mittelweg mit spannenden Perspektiven: Angestellt in einer Praxis  
Was gerne vergessen wird: Du kannst nicht nur in einem Krankenhaus als angestellter Arzt arbeiten, denn das geht auch in einer Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). So kombinierst du das Beste aus zwei Welten: Die finanzielle Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses mit geregelten Arbeitszeiten und einer guten Work-Life-Balance. Gerade für jüngere Ärzte ist das eine spannende Option, denn so kannst du ohne finanzielles Risiko Erfahrung in der ambulanten Versorgung sammeln. Abstriche musst du im Bereich Mitbestimmung bei den Aufgaben und ggf. auch bei der Arbeitszeit machen. Arbeitest du im Jobsharing, kann es zudem sein, dass du nur eine begrenzte Zahl an Stunden praktizieren darfst.

Das sind einige Vor- und Nachteile einer angestellten, ambulanten Tätigkeit:
Pro
•    Sicheres Gehalt: Kein finanzielles Risiko und ein gleichbleibendes Gehalt sorgen für Sicherheit
•    Geregelte Arbeitszeiten: Das erleichtert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben
•    Große Flexibilität: Jobwechsel sind schnell und einfach möglich

Contra
•    Keine Aufstiegsperspektive: Außer es besteht die Möglichkeit, in die Praxis mit einzusteigen
•    Keine Entscheidungsgewalt: Der niedergelassene Arzt bestimmt Sprechzeiten, Praxisausstattung etc.
•    Ggf. begrenzte Stundenzahl: Das betrifft vor allem Personen in Jobsharingpositionen

Niedergelassen oder angestellt: Spannende Optionen für (junge) Ärzte

Die Entscheidung, ob du angestellt oder niedergelassen arbeiten möchtest, ist keine leichte. Zum Glück musst du dich nicht direkt nach dem Examen festlegen, sondern kannst in Ruhe ausprobieren, was zu dir passt und was dir in deinem Berufsleben wichtig ist. Wenn du die Chance hast, dann arbeite nicht nur in einem Krankenhaus, sondern auch einige Zeit angestellt in einer Praxis oder einem MVZ. So kannst du unverbindlich schauen, ob eine ambulante Tätigkeit zu dir passt. Übrigens: Du kannst auch im Praktischen Jahr in einer Praxis deiner Wahl Erfahrung in der ambulanten Versorgung sammeln, zum Beispiel im Wahltertial. Die KV Hessen fördert dich dabei finanziell. (Link: www.arzt-in-hessen.de/medizinstudium/finanzielle-unterstuetzung-im-medizinstudium/foerderung-im-praktischen-jahr) Nutze also die Chance und mach dir frühzeitig ein eigenes Bild!