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Und der muss auch keiner bleiben, denn die KV Hessen unterstützt dich aktiv bei der Niederlassung. Trotzdem lohnt es sich, vor dem Sprung in die Selbstständigkeit genau zu evaluieren, ob eine eigene Praxis zu deinen Vorstellungen vom Berufsleben passt.

1. Möchte ich Unternehmerin bzw. Unternehmer sein?

Klingt erstmal komisch, ist aber so: Als Inhaberin bzw. Inhaber einer Praxis bist du Unternehmerin bzw. Unternehmer. Denn eine Praxis ist nichts anderes als eine Firma, mit der du Gewinn erwirtschaften willst. Und musst, denn vom Umsatzüberschuss bezahlst du alle Rechnungen und Gehälter (auch dein eigenes!).

Die gute Nachricht: Die allermeisten Praxen haben keine wirtschaftlichen Probleme. Ganz im Gegenteil: Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben je nach Fachrichtung ein sicheres und überdurchschnittliches Einkommen. Dafür müssen sie sich aber auch um viele Aufgaben kümmern, die angestellte Medizinerinnen und Mediziner nicht übernehmen. Hier geht es vor allem um organisatorische und buchhalterische Aufgaben. Abstimmungen mit Finanzamt, Steuerberatung oder Krankenkassen gehören zum Beispiel dazu.

Wenn du auf das ganze „Drumherum“ einer Praxis keine Lust hast, dann ist Selbstständigkeit vielleicht nicht dein Ding. Natürlich kannst du trotzdem in einer Praxis arbeiten, denn es gibt auch viele Möglichkeiten, im Angestelltenverhältnis ambulant tätig zu sein.

2. Möchte ich Verantwortung für Mitarbeitende übernehmen?

Eine Praxis ohne weitere Mitarbeitende? Undenkbar! Je nach Größe und angebotenem Leistungsspektrum wirst du mehrere Angestellte haben, die dich bei Organisation und Routineaufgaben unterstützen. Auch wenn ihr als Team zusammenarbeitet: In deiner Praxis bist du die Führungsperson und musst dich um alle Aufgaben im Bereich Personal kümmern. Dazu gehören organisatorische (Arbeitszeiten, Urlaube) genauso wie inhaltliche (Aufgabenverteilung, Weiterbildung) und zwischenmenschliche (Konfliktlösung).

Mach dir bewusst, dass einiges deiner Arbeitszeit für genau solche Themen reserviert sein muss und du gerade Anliegen, die deine Mitarbeitenden und ihre Zufriedenheit betreffen, nicht auslagern oder auf die lange Bank schieben kann. Letztlich gehört Personalführung aber auch für Führungskräfte in Kliniken zum Alltag dazu, insofern ist dies keine Aufgabe, die nur niedergelassene Ärztinnen und Ärzte betrifft, sondern sich durch alle Einrichtungen zieht.

3. Möchte ich mich in Themen abseits meines Kerngebiets einarbeiten?

Von A wie Abrechnung bis Z wie Zeiterfassung – in der Selbstständigkeit beschäftigst du dich mit viel mehr als „nur“ Medizin. Und das ist total spannend! Denn als Unternehmerin oder Unternehmer erwirbst du viele weitere Kenntnisse und Fähigkeiten, besonders aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Organisation und Personal.

Die schlechte Nachricht: Dir bleibt natürlich weniger Zeit für dein Kerngebiet, die Medizin. Gerade deshalb solltest du dir vorab überlegen, ob du dazu Lust hast oder eher nicht. Bedenke aber: Auch im Krankenhaus oder einem MVZ gehört es dazu, Akten zu pflegen oder Berichte zu schreiben.

Ganz ohne Papierkram geht es also nirgendwo. In deiner eigenen Praxis legst du aber flexibler fest, wann und wo du dich darum kümmerst. Büroaufgaben kannst du z. B. auch zu Hause erledigen, wenn du das möchtest. Deine Praxis, deine Entscheidung!

4. Möchte ich mein Berufsleben langfristig (ver)planen?

Drei Jahre in Frankfurt, dann ein paar Jahre auf dem Land und später vielleicht zurück in die Heimat nach Wiesbaden? Eher schwierig, wenn du dich erstmal mit einer Praxis niedergelassen hast. Denn damit bindest du dich an eine Region. Das heißt aber nicht, dass du auf verschiedene Joberfahrungen verzichten musst, nur weil du gern selbstständig arbeiten möchtest.

Denn: Niederlassen geht auch noch in späteren Berufsjahren. Wenn du nach dem Studium und dem Facharzt erst eine Zeitlang ausprobieren möchtest, welcher Weg der richtige für dich ist, dann mach das! Arbeite in einer Klinik, in einem MVZ, angestellt in einer Gemeinschaftspraxis, im Jobsharing – was auch immer dich reizt. All diese Erfahrungen bringen dich in deinem Berufsleben weiter und nützen dir in einer späteren Selbstständigkeit enorm. Und wer weiß: Vielleicht findest du genau auf diesem „Umweg“ deinen Traumort für eine eigene Praxis?

Lass dich nieder – aber mit Plan!

Hast du Lust, dich weiter mit dem Thema Niederlassung zu beschäftigen? Dann schau mal in unserem Infobereich (https://www.arzt-in-hessen.de/niederlassung) vorbei. Oder nutz direkt die Chance und lass dich von den Expertinnen und Experten der KV Hessen in einem der fünf BeratungsCenter telefonisch oder persönlich beraten. Natürlich kostenlos und unverbindlich!