Jeden Tag Sprechstunde ab 8.00 Uhr, wenig Zeit für Pausen und keine Möglichkeit zum Austausch mit Kolleg*innen – so stellen sich viele den Arbeitsalltag als niedergelassene*r Ärzt*in immer noch vor. Dabei ist das Bild des Einzelkämpfers überholt und auch Behandlungszeiten orientieren sich längst nicht mehr nur an Frühaufstehern. Stattdessen haben Mediziner*innen, die sich niederlassen wollen, viele verschiedene Möglichkeiten, die sich mit ganz unterschiedlichen Lebensmodellen vereinbaren lassen. Denn als niedergelassene*r Ärz*tin muss heute niemand mehr alles alleine machen – und auch nicht unbedingt Vollzeit arbeiten.
Denn Fakt ist: Wer selbstständig tätig ist, hat deutlich mehr Kontrolle über Angebotsspektrum und Arbeitszeiten als jemand, der angestellt arbeitet. Trotzdem schließen sich beide Modelle nicht aus. Vielleicht ist es als Berufseinsteiger*in erst einmal attraktiv, als angestellte*r Ärzt*in zu arbeiten und in die ambulante Praxistätigkeit hineinzuschnuppern, bevor der Sprung in die Selbstständigkeit gewagt wird. So ähnlich funktioniert auch das Jobsharing, bei dem sich ein*e Seniorpartner*in und ein*e neu hinzukommende*r Juniorpartner*in der gleichen Fachrichtung einen Arztsitz teilen. Auch hier ist es möglich, als Juniorpartner*in zunächst oder sogar dauerhaft im Angestelltenverhältnis tätig zu sein.
Wer mehr Freiheiten sucht und wirklich sein*e eigene*r Chef*in sein will, für den gibt es ebenfalls diverse Lösungen. Hier gilt: Es gibt keine Praxisform, die für jede*n passt, sondern es sollte immer genau geschaut werden, welche fachlichen und organisatorischen Präferenzen jemand hat. Ob klassische Einzelpraxis, organisatorische Praxisgemeinschaft mit anderen oder fachrichtungsübergreifende Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) an einem oder mehreren Orten – es lohnt sich, sich über die Vor- und Nachteile all dieser Möglichkeiten genau zu informieren.
Denn eine Niederlassung ist eine langfristige Entscheidung und dabei sollten auch zukünftige berufliche Wünsche sowie mögliche Änderungen der privaten Situation bedacht werden: Gibt mir die gewählte Art der Niederlassung die Möglichkeit, mein Behandlungsspektrum zu erweitern/verändern? Was passiert mit der Praxis, wenn ich in Elternzeit gehe? Ist der Standort richtig für mich oder sehe ich mich in zehn Jahren an einem anderen Ort? Wer sich genau überlegt, wie das eigene Berufs- und Privatleben aussehen soll, für den wird sich mit der Zeit herauskristallisieren, welche Arbeits- und Praxisformen in Frage kommen und welche keine Option sind.
Die KV Hessen gibt gerne Starthilfe, damit der Schritt in die Selbstständigkeit so unkompliziert wie möglich gelingt. Die Berater*innen unterstützen in allen Fragen rund um Praxisform, Standort und Finanzierungsmöglichkeiten. Viele Informationen rund um die Niederlassung gibt es außerdem auf https://www.kvhessen.de/niederlassung/ sowie im Niederlassungsfahrplan: https://www.kvhessen.de/publikationen/niederlassungsfahrplan/